Historische Hausnamen im Hunsrück

Ah, Ihr habt jetzt das Lebolds“  begrüßte uns ein älterer Herrsteiner (ein alter „Hankel“, aber das ist eine andere Geschichte, die Sie am Hankelbrunnen lesen können) an einem unserer ersten Tage im Ort.

 

In vielen Dörfern im Hunsrück haben die Häuser Hausnamen, die den meisten Einwohnern geläufig sind. Diese Namen wurden ursprünglich genutzt, um Familien mit gleichem Familiennamen auseinander halten zu können.

 

In Herrstein war der Familienname Reichardt besonders häufig. In einem Artikel über das von einem Reichardt gebaute Tretkurbelrad, das im Museum neben Ihrem Ferienhaus ausgestellt ist, führt der Autor Wolfgang Hey die Genealogie der Reichardts genauer auf:

 

„Der Urvater war Christian Reichardt, Amtskeller (Verwalter und Steuereinnehmer) auf der Schmidtburg bei Bundenbach. Er starb 1673 in Sulzbach. Sein Sohn Johann Adam (1663–1700) wurde Pfarrer in Wickenrodt. Noch heute erinnert eine Gedenktafel am Altar der Wickenrodter Kirche an ihn. Einer seiner Söhne, Johann Simon (1668–1756), heiratete Maria Elisabeth Bertram, Tochter eines Rotgerbers aus Herrstein, und wurde ebenfalls Rotgerber. Deren Nachkommenschaft war so zahlreich, dass Reichardt später zu einem der häufigsten Familiennamen in Herrstein wurde.

 

Die Reichardts spielten im Wirtschaftsleben des gewerblich ausgerichteten Ortes eine große Rolle. Sie wurden Weißgerber, Bäcker, Gastwirte, Bierbrauer, Tabakhersteller, Metzger, Sattler, Posthalter, Schöffe und wie erwähnt Mechaniker. Um die vielen Reichardts auseinanderhalten zu können, bekam jeder Familienstamm einen eigenen Hausnamen, der ausschließlich im örtlichen Sprachgebrauch teilweise bis in die Gegenwart gebraucht wurde. So liefen die verschiedenen Familienstämme unter den Bezeichnungen Bäckersch, Tuwakspinnersch, Posshaldersch, Bäcker-Hannickels, Schöffes, Lebolds und eben auch Mechanikersch. Heute tragen nur noch vier Bürger des Ortes Herrstein diesen einst so häufig auftretenden Namen Reichardt.“    

Quelle: Wolfgang Hey, Rheinzeitung vom 14.07.2017

 

 

Lebold ist keine Berufsbezeichnung, sondern geht auf den Vornamen Leopold zurück. Daher gibt es diesen Hausnamen auch in mehreren Orten im Hunsrück.

 

Der Namensgeber unseres Hauses ist vermutlich Johann Leopold Reichardt, geboren am 5. August 1781. Seine Eltern waren Johann Nickel Reichardt und A.C. (wahrscheinlich Anna Caroline),  geborene Pauli.

 

Jener im Artikel erwähnte Pfarrer aus Wickenrodt hatte einen Sohn namens Hans Adam Reichardt, der 1706 die Herrsteinerin Ursula Margarethe Schüttenhelm heiratete und sich in Herrstein als Rotgerber niederließ.  Johann Nickel Reichardt ist ein Sohn aus dieser Verbindung.

 

„Unser Leopold“ ist also ein Urenkel des Pfarrers aus Wickenrodt.

 

 

So machen Sie denn Ferien im Lebolds und in einem stillen Moment kann man erahnen, was sich in 300 Jahren in diesem Haus alles zugetragen haben könnte……